Monopol: "Leni Riefenstahl und die Kunst Wir knicken immer noch vor ihr ein" (Yael Bartana)

Jens Hinrichsen, 4 November 2024

Wer sich heute mit der totalitären Ästhetik von Leni Riefenstahl künstlerisch auseinandersetzt, muss selbst Anfeindungen fürchten. Dabei wäre eine Beschäftigung mit ihren Bildwelten dringender denn je.

 

Zur wuchtigen Orchesterbegleitung wird ein Diskus geschwungen, fliegen ein Speer und eine Gusseisenkugel durch die Landschaft. Die Musik in Ruben Malchows Kurzfilm "Fest der Liebe" (2005) stammt aus dem ersten von zwei "Olympia"-Filmen von Leni Riefenstahl. Auch der Schnitt analog zur Originalmusik von 1936 und die Choreografie erinnern an das vermeintliche Vorbild, in dem Hitlers Lieblingsregisseurin Körperkult, Wettkämpfe und nicht zuletzt den Nationalsozialismus abfeierte.  Bei Malchow, der seine Riefenstahl-Parodie während seines Studiums an der Kunsthochschule für Medien Köln produzierte, sind allerdings keine Idealkörper zu sehen, sondern ein beleibter, sehr behaarter Mann, ein Kleinwüchsiger und eine Transfrau. Ob Speerwurf oder Reifen-Kür – beim "Fest der Liebe" ist die Geschlechtertrennung nach Disziplinen aufgehoben. Und den olympischen Fackellauf absolvieren Leute, die sonst bestenfalls in der Zuschauermenge verschwinden würden. Die olympische Fackel wird am Schluss übrigens von Ruben Malchow höchstselbst in einen See geworfen. 

 

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